Dienstag, 25. Januar 2011

Das Knowledge Book von Scabal. Thank you for sharing















Foto: Gero Breloer

Mit Maßkonfektion ist es so eine Sache. Für den Händler und für den Kunden. „Asking for trouble“ wäre eine Umschreibung, die es oftmals trifft.

Nehmen wir an, der Kunde X. aus Y. trägt jahrelang eine Anzugmarke, ist mit Schnitt und Passform zufrieden, kommt vom Kürzen der Ärmel abgesehen bestens mit seiner Größe aus. Eines Tages lädt ihn sein Herrenausstatter zu den nächsten „Maßtagen“ eben jener Anzugmarke ein. X. geht hin, genießt Wein oder Prosecco, kommt in Laune und ordert einen Anzug nach Maß. Der Verkäufer zieht alle Register, springt mit dem Maßband um ihn herum, fragt nach Vorlieben beim Sitz der Jacke oder bei der Länge der Hose und empfiehlt diesen oder jenen Stoff. Der Kunde freut sich, geht nach Hause und wird dann ein paar Wochen darauf per Brief oder Anruf informiert, dass der Anzug da sei.

Erwartungsfroh eilt er ins Geschäft, die Jacke wird ausgepackt und er schlüpft hinein. Und nun das böse Erwachen: „Die Jacke hat ja drei Knöpfe!“ Der Verkäufer erblasst, bleibt aber cool: „Das haben Sie so bestellt.“ Der Kunde ist entgeistert und leugnet. Und schon beginnt der Streit. Wäre Herr X. bloß bei der Jacke von der Stange geblieben.

Die Geschichte muss natürlich nicht so ausgehen. Wenn alle Beteiligten auf Seiten des Händlers ihr Handwerk verstehen und der Kunde nicht zu viel Wein oder Prosecco trinkt, mithin also klaren Kopfes bei der Sache ist, können alle glücklich werden. Denn der Kunde bekommt zwar ein Kleidungsstück, das möglicherweise nur unwesentlich vom Stangenmodell abweicht, dafür aber das gute Gefühl, einen sartorialen Solitär zu besitzen.

Die in Brüssel ansässige Firma Scabal, bekannt als Lieferant luxuriöser Stoffe und laut eigener Angabe Deutschlands erfolgreichster Maßkonfektionsanbieter, kennt die mit der Einzelanfertigung einhergehenden Probleme. Sie weiß, dass manche Händler Formulare nachlässig ausfüllen oder statt eines Formulars eine Skizze durchfaxen. Sie kennt unleserliche Handschriften in allen Varianten und musste auch schon kyrillische Schriftzeichen decodieren. Wenn dabei dann ein Fehler passiert, fällt das natürlich nicht auf den Schreiber zurück, vielmehr ganz allein auf den Leser, also den Maßkonfektionär.

Um Probleme und Enttäuschungen zu vermeiden, investieren seriöse Unternehmen wie Scabal viel in die Schulung und Weiterbildung der Kunden. Es gibt Seminare, Einweisungen und sogar Besuche in den Werkstätten. Und seit kurzem auch noch das „Knowledgebook“, eine dicke Loseblattsammlung in einem mit blauem Stoff überzogenen Ordner. Sie enthält das in Jahrzehnten gesammelte Erfahrungswissen der Maßschneider, Modellmacher, Textilingenieure, Stoffdesigner, Stylisten und Verkäufer des Hauses. Wer als Maßkonfektionsanbieter dieses Buch liest und beherzigt, wird selig werden.

Scabal-Direktor Matthias Rollmann, das Buch des Maßwissens und ich (Foto: Gero Breloer).

Scabal übergab diesen Schatz am 19. Januar 2011 im Berliner Hotel Adlon an eine ausgewählte Schar von Geschäftspartnern. Jeder der geladenen Gäste bekam sein persönliches Exemplar von Matthias Rollmann überreicht, auf Wunsch gab es auch noch eine persönliche Widmung. Natürlich ganz stilvoll mit Füllfederhalter. Scabal, thank you for sharing!

Bernhard Roetzel

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